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10.12.2003

Haulotte - Unter vier Augen

VN: Gegenüber Vertikal.net haben Sie die aktuelle Verwirrung bezüglich der Einführung der EN280 erwähnt, können Sie uns die Bedeutung erklären?

PS: Ja, ich glaube, dass die Industrie als ein Ganzes mit der Veröffentlichung der EN280 die Möglichkeit hat, aus der aktuellen Situation auszubrechen, in der Vermietpreise in Europa unkommerziell sind. Als eine Industrie sollten wir Sicherheit und die schnellst mögliche Einführung der EN280 fördern.

VN: Das Hauptproblem, das Sie aufgeworfen haben, ist die Tatsache, dass Maschinen mit CE Zertifizierung vor Juni 2002 ohne die endgültigen Zusätze der EN280 verkauft werden können.

PS: Ja, die EN280 wurde von Experten über viele Jahre hinweg entwickelt und obwohl sie nicht perfekt ist, ist es der beste Sicherheitsstandard, den wir haben. Die Industrie als Ganzes sollte sich klar sein und die Einführung fördern, anstelle die Weiterführung älterer Zertifikate zu diskutieren.

VN: Der Hauptpunkt hier sind jedoch die Lastüberwachung in den Maschinen, ein später, mehr politisch motivierter Zusatz als eine Sicherheitsempfehlung. Und sogar wenn die Zusätze eingebaut wurden, denken viele, dies gilt nur für Teleskopbühnen. Viele Experten argumentieren damit, das die Lastmomentbegrenzer nicht auf dem neusten Stand sind, die Kosten erhöhen werden und möglicherweise das Heben der Arbeitsbühnen verlangsamt.

PS: Ich glaube, dass alles, was wir tun können um die Sicherheit zu verbessern, getan werden sollte. Ich erinnere an die Kranindustrie vor 30 Jahren, Überlastsicherungen waren nicht gefordert. Die Leute waren gegen einen Einbau, aber die Reduzierung von Unfällen danach war signifikant und die Einwände verschwanden schnell.
Zu den Kosten: Die meisten Maschinen werden vermietet. Ein paar hundert Euro auf den Preis einer Maschine ergibt einen kleinen Betrag auf eine Wochenmiete. Wenn Unternehmen wüssten, dass sie ihren Fuhrpark in den nächsten Jahren aufstocken müssten, um der EN280 gerecht zu werden, wären sie gezwungen rentable Mietpreise zu verlangen.
Unprofitable Mietpreise sind schlecht für die Industrie, schlecht für die Sicherheit, nicht nur dass die Wartung darunter leiden könnte und Maschinen nicht so oft ersetzt werden könnten, sondern auch im Bezug auf die Verbreitung des Einsatzes von Arbeitsbühnen. Vor zehn Jahren hatten wir ein Vermietunternehmen in Paris, die Geschäfte gingen langsam, wir stellten zwei junge Verkäufer ein, gaben ihnen ein paar Wochen Training, zahlten ihnen ein niedriges Grundgehalt, bezahlten ihnen aber einen prozentualen Anteil an den Geschäften, die sie für das Geschäft holten. Ihnen wurde gesagt, nicht dahin zu gehen, wo sie Arbeitsbühnen bei der Arbeit sehen, sondern nur dahin wo keine Arbeitsbühnen verwendet werden. Innerhalb von drei Monaten hatten wir einen neuen Kundenstamm und alles wurde zu guten Preisen vermietet. Dies waren alles neue Anwender, wir hatten das Konzept verbreitet.
Die heutigen Mietpreise erlauben es Unternehmen nicht gute Verkäufer einzustellen, deshalb finden wir keine neuen Einsatzfelder und sollten deshalb die Sicherheit so schnell wir können fördern.

VN: Sie erwähnten die Kranüberlastsicherungen. Kranfahrer heben aber oft Ladungen bei denen mit nur einer vagen Vorstellung des Gewichts, Auslegerlänge und Arbeitsradius der Maschinen, die 20, 30 oder 40 verschiedene Hebekapazitäten haben. Eine Arbeitsbühne hat eine einzige Hebekapazität, der Anwender lädt die Plattform und wird Teil der Ladung und das ist für die Maschinenstabilität entscheidend.

PS: Ja, aber die Anwender überladen immer noch die Arbeitsbühnen und könnten sich nun an Maschinen mit Überlastsicherungen gewöhnen und dann eine Maschine ohne Überlastsicherung zu mieten, könnte ein Risiko werden. Es ist nicht nur die Überladung, auf die ich mich beziehe sondern auch auf die gesamte EN280.
Wenn die EN280 in fünf Jahren für alle neuen Maschinen obligatorisch ist, werden die meisten Maschinen den Bedingungen entsprechen verglichen mit vielleicht 20 Prozent heute.

VN: Die meisten Hersteller behaupten, sie haben die meisten EN280 Erfordernisse in ihre Produkte integriert und von Sachverständigen wurde der Entwurf für Jahre abgenommen. Hauptsächlich sind es die Lastmomentbegrenzer, die fehlen. Viele Hersteller argumentieren damit, dass solche Begrenzer einen minimalen Effekt auf die Sicherheit haben.

PS: Ich bin mir darüber nicht vollkommen sicher. Wir wissen von Herstellern, die Maschinen zu unpraktischen Konditionen verkaufen. Wir sollten klare Informationen versenden. Andere haben ebenso eine Rolle zu spielen. Versicherungsunternehmen könnten niedrigere Preise für komplette EN280 Maschinen verlangen oder höhere für ältere Einheiten.

VN: Die meisten Ihrer Mitbewerber sind aus den USA. Haulotte produziert alles innerhalb der Euro-Zone. Was bedeutet der Fall des Dollars, beziehungsweise der Anstieg des Euros für Ihre Strategien?

PS: US-Unternehmen bezahlen für ihren Stahl mehr als der Rest der Welt. Die meisten importierten europäischen Komponenten kosten mehr. Auf der anderen Seite kaufen wir US-Komponenten, die nun weniger kosten. Der momentane Einfluss ist nicht so groß wie es scheint. Amerikanische Hersteller erfuhren im weitaus größerem Umfang Rückgänge wie wir.
Unsere Produktion ging von 12000 Einheiten auf 10000 zurück. Nur der Euro ist heute auf demselben Level wie in 1999. Wir reduzieren weiterhin unsere Kosten, da wir bessere Wege finden, um unsere Produktion zu organisieren. Sie werden feststellen, dass unsere Produktionskosten jedes Jahr fallen. Aber wir werden Änderungen unserer Planungen vornehmen, um die Währung mit in Betracht zu ziehen.

Mietattacke

VN: Sie haben kürzlich den Bühnenmarkt mit dem Kauf des Vermietunternehmens LEV überrascht. Wie sehen Sie diesen Schritt nun ein paar Wochen später?

PS: Obwohl wir LEV kannten, hat uns die Qualität des Geschäftes überrascht. Jeden Tag sind wir mehr davon überzeugt, dass es richtig war. Es steigert jetzt schon den Wert der Gesamtgruppe.

VN: LEV hat eine große LKW-Bühnenflotte, wird Haulotte nun LKW-Bühnenhersteller?

PS: Wir werden im LKW-Bühnenmarkt tätig sein. LEV kann uns helfen, aber nur bei den großen Modellen. Wir werden kein Hersteller einer kompletten Reihe von LKW-Arbeitsbühnen sein.

VN: Was ist mit der Behauptung, dass Sie LEV gekauft haben, um einen Platz für Hunderte von Gebrauchtmaschinen zu haben, die Sie aus schlechten Finanzierungsgeschäften zurücknehmen mussten?

PS: Als ich diese Gerüchte hörte, wollte ich lachen. Wir haben keine solchen verrückten Vereinbarungen gemacht. Wir sind umsichtig gewesen und haben nur einige Maschinen zurückgenommen. Wir haben viele Anfragen von Leuten, die denken, dass wir Hunderte solcher Maschinen haben. Die haben wir aber nicht. Wir können dieser Nachfrage nicht gerecht werden.
Ebenso habe ich das Gerücht gehört, dass wir LEV kauften, weil wir nicht wussten wohin mir all den neu gebauten Maschinen. Das ist auch nicht wahr. Wir haben eine Lieferzeit von drei Monaten bei den meisten Maschinen. Ich begann 1966 und ich bin nicht weit weg von der Rente. Warum sollte ich nun anfangen Dinge zu tun, die im Gegensatz zu 37 Jahren Geschäftspraxis stehen? Für einen Wechsel ist es zu spät für mich.

VN: Planen Sie weitere Akquisitionen im Mietbereich?

PS: Sollten wir einige gute Möglichkeiten wie LEV - im Bezug auf Profit - haben, werden wir dies in Betracht ziehen. Seit dem Kauf von LEV erhielten wir Anrufe von Leuten, die nachgefragt haben, ob wir an anderen Mietgeschäften interessiert seien. Wenn es hilft unsere Marktanteile und Rentabilität zu steigern und zu unseren Strategien passt, dann ja. Wir möchten eine wirkliche Partnerschaft mit der Vermietindustrie entwickeln. Wir sind nicht in Eile. Wir suchen konstant nach Möglichkeiten. Wir tragen keine Scheuklappen.

VN: Sie haben zum Ausdruck gebracht, dass Sie das Ziel haben, 50 Prozent Ihrer Einnahmen aus Nicht-Bühnen-Produkten zu erzielen. Was tun Sie, um dies zu erreichen?

PS: Wir entwickeln eine komplette Reihe von Teleskopladern, aber wir ziehen auch andere Produkte in Betracht.

VN: Sie führten den Easy Crane ein. Ein neues Produkt. Wie läuft dies?

PS: Die ersten Einheiten haben wir schnell verkauft, da diese perfekt auf die Bedürfnisse zugeschnitten waren. Aber es ist ein neues Konzept; wir brauchten sieben Jahre, um unsere Arbeitsbühnen zu etablieren und wir haben immer noch einen Weg vor uns. Es braucht Zeit.

VN: Um dieses Interview abzurunden, würde Vertikal.net Ihnen gerne noch einige persönliche Fragen stellen:

Welches ist Ihr Lieblingsbuch?

PS: Cyrano de Bergerac von Edmond Rostang.

VN : Was ist Ihr Lieblingsfilm ?

PS: Casablanca

VN: Welche Musik hören Sie gerne?

PS: Sonate à Kreutzer (in Französisch) von Beethoven.

VN: Was ist Ihr Lieblingsgerät?

PS: Mein Rechenschieber für Kalkulationen und mein Palm für Verabredungen.

VN: Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

PS: Ich stelle gerne guten Jura Wein her und leite eine Organisation die junge Menschen unterstützt die Schwierigkeiten haben der normalen Schule zu folgen.

Das ganze Interview können Sie auf unserer englischsprachigen Seite finden.

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