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05.11.2014

„Keine Bühnen von der Stange“

Das schicke 16. Arrondissement von Paris ist um eine Attraktion reicher: Am Rand des Bois de Boulogne hat der amerikanische Stararchitekt Frank Gehry, bekannt für seine verrückten Bauten, einen Prachtbau erschaffen für die Louis Vuitton Stiftung. Dort wird der Milliardär Bernard Arnault, Chef des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH, seine Kunstsammlung präsentieren. Der Mäzen soll hundert Millionen Euro in das Neubau-Projekt investiert haben.

Lang, lang hat's gedauert, Projektstart war 2006, und Lang Lang hat's eröffnet: Vor wenigen Tagen, am 28. Oktober 2014, konnte der chinesische Pianist mit seinem Klavierkonzert den Luxus-, pardon Kulturtempel eröffnen.
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Die Fondation Louis Vuitton, hier noch im Bau befindlich


Die erste Assoziation drängt sich beim Anblick förmlich auf: Segel. In den Medien wird mal von einer „Wolke aus Glas“, einem „Kirchenschiff aus Stahl“, einem „kubistischen Kulturtempel“ oder dem „schönsten Monument der Gegenwart“ geschwärmt. Der Bau, futuristisch und hochmodern im Design, besticht durch seine einzigartige Fassade aus Glas- und Stahlelementen. Wie auch immer – spektakulär ist er allemal. Doch nicht leicht zu reinigen und zu erreichen.
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Hier gibt es eine Vielzahl von Herausforderungen für Techniker und Planer, auch für die Palfinger-Bühne


Klar, dass auf diese Architektur keine Standardlösung passt, wenn es Reinigung, Wartung und Instandhaltung des Museums geht. „Louis Vuitton benötigte dafür keine Bühnen von der Stange, und es waren einige individuelle Anpassungen an den Maschinen erforderlich“, teilt der beauftragte Hersteller Palfinger Platforms mit.

Benötigt wurden Maschinen, die sowohl mit der enormen Höhe des Gebäudes umgehen können als auch über die nötige Wendigkeit und Flexibilität verfügen, um alle Bereiche anzusteuern. Palfinger schickte ein Trio aus WT350, WT370 und P900 ins Rennen. Doch das hat es in sich. Denn die LKW-Arbeitsbühnen wurden mit zahlreichen Sonderausstattungen auf die speziellen Bedürfnisse von Louis Vuitton zugeschnitten.
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Hier wird der Oberwagen der WT350 eingekrant


Die Notwendigkeit der Sonderausstattungen ergibt sich in erster Linie aus der spektakulären Fassadenkonstruktion des Museums, denn die aus über 3.000 Glaselementen bestehende Verkleidung ist in keiner Weise auch nur irgend wie – und sei es nur einen Hauch – gewöhnlich. Jedes Element wurde gesondert angefertigt, ist einzigartig in Form und Größe und soll das Sonnenlicht in unterschiedlicher Art und Weise brechen. In Kombination mit den in sich verwinkelten, segelartigen Verstrebungen wirkt das Gebäude wie ein gigantischer Palast aus Eis, meint Palfinger.

In enger Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen passten die Mitarbeiter des Arbeitsbühnenherstellers die Maschinen entsprechend an. Ein Beispiel: Zum Schutz gegen Brüche und Beschädigungen der Glaselemente erhielten alle drei Maschinen spezielle Sensoren an den Arbeitskörben, die den Anwender alarmieren, sobald er sich in unmittelbarer Nähe zur Fassade befindet. Die Gefahr einer Kollision wird somit auf ein Minimum reduziert.
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Spezielle Sensoren an den Arbeitskörben alarmieren den Anwender, sobald er sich in unmittelbarer Nähe zur Fassade befindet


Eine LKW-Bühne hat dabei einen ungewöhnlichen Parkplatz (zugleich Einsatzort) gefunden: So ist die WT350 mit 35 Metern Arbeitshöhe permanent auf einem Betonsockel im oberen Teil des Komplexes aufgebaut und somit gänzlich unsichtbar für Besucher. Sie kommt zum Zuge, um die Dachflächen der Gebäude zu reinigen und zu warten. An den seitlichen Glasflächen kommen die WT 370 und die P 900 zum Einsatz, die bei Bedarf das komplette Bauwerk umfahren können. Die WT 370 ist dabei insbesondere für den unteren Teil der Fassade zuständig, während sich die 90-Meter-Bühne besonders um die höher liegenden Teile des Exterieurs kümmert.

Enge Zufahrts- und Arbeitswege machen auch an dieser Stelle ein hohes Maß an Absicherung gegen mögliche Beschädigungen erforderlich. Gleichzeitig muss eine ideale Positionierung der Maschinen gewährleistet sein, damit Reichweite und Wendigkeit optimal ausgenutzt werden können. Die Kombination aus einem extra hierfür konzipierten GPS-Systems und einer sensorischen Überwachung an den Stützen löst dieses Problem.
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Die P900 ist für das Große & Ganze zuständig, das heißt für die höher liegenden Teile des Exterieurs


Und damit auch beim Ausfahren und bei der anschließenden Ausrichtung der Bühne Kollisionen verhindert werden, verfügt die P900 über zwei Kameras an den Teleskoparmen. Über einen Monitor im Korb hat der Bediener alles direkt im Blick.

Da die Reinigungsarbeiten hauptsächlich nachts durchgeführt werden, muss obendrein geräuscharm zu Werke gegangen werden. Hierfür wurde ein spezielles Strom-, Wasser- und Luftsystem rund um das gesamte Gebäude entwickelt. Dabei wird der zusätzlich eingebaute Elektroantrieb über externen Strom gespeist – gänzlich ohne Nebenantrieb oder Batteriebetrieb. Anschlüsse für Luft und Wasser befinden sich direkt im Arbeitskorb und können bei Bedarf verwendet werden.
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Die Anschlüsse für Strom, Wasser und Luft


Das Resultat kann sich, ähnlich wie das gesamte Bauwerk, sehen lassen, wenn man den Palfinger-Bericht hört. Da heißt es: „Die Projektverantwortlichen bei Louis Vuitton waren nach der ersten Inbetriebnahme begeistert!“ Sie haben demnach gesagt: „Da wurde wirklich an alles gedacht.“ Ein Maßanzug, der sitzt.

P.S. Eröffnet wird weiterhin mit einem achttägigen Mammutprogramm der legendären deutschen Gruppe Kraftwerk, die jeden Abend eines ihrer Alben komplett zur Aufführung bringen. Und die stammen ja aus Düsseldorf, gar nicht weit von Krefeld entfernt. (Aber die Abende sind bereits seit langem Complet, also ausverkauft.)

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