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30.07.2012

Premiere in voller Montur

Der erste mit Vollausrüstung ausgelieferte 400-Tonner ATF 400G-6 von Tadano Faun feierte vor kurzem seine Einsatzpremiere – und zwar gleich mit einem Tandemhub. Am Stammwerk der Firma Rieber in Reutlingen wurde eine 100 Tonnen schwere Presse über das Dach in die Fertigungshalle gehoben.

Die Rieber GmbH wurde 1925 in Reutlingen-Betzingen gegründet. Mit dem Unternehmenswachstum kamen bis zum Jahr 1995 drei weitere Werke hinzu, in denen mittlerweile 600 Mitarbeiter arbeiten. „Diese dezentrale Struktur erfordert hohen organisatorischen und logistischen Aufwand“, erklärt Fertigungsleiter Ingo Burkhardt am Rande des Einsatzes, „umso mehr, da man heute nicht mehr fürs Lager produziert, sondern just-in-time an die Kunden liefert“.

Auch die goldenen Zeiten niedriger Benzinpreise seien längst vorüber und daher die Entscheidung der Firmenleitung, das fünf Kilometer entfernte Werk 2 in Bronnweiler zu schließen. Mindestens 464 Tonnen jährliche CO2-Einsparung erwartet man bei Rieber allein durch die Standortkonzentration.

Die Aufgabe
Sechs so genannte Tiefziehpressen werden für die Verlagerung von der Scholpp Montage GmbH im Verbund mit der Scholpp Kran und Transport GmbH umgezogen. Die mit fast hundert Tonnen und Außenmaßen von 9 x 3,5 x 3,5 Metern schwerste, 19 Jahre alte Lauffer-Tiefziehpresse mit beeindruckenden 1.000 Tonnen Ziehkraft sollte, nachdem sie am Vortag aus der Halle in Bronnweiler gezogen worden war, als erste über das Hallendach an ihren neuen Arbeitsplatz in Betzingen platziert werden.
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Auf dem Platz vor der Fertigungshalle bei Rieber in Reutlingen herrscht dichtes Gedränge vor dem Hub


Die maximale Ausladung von 26 Metern machte den Paralleleinsatz von zwei Mobilkranen notwendig. Neben einem 13 Jahre alten 9-Achs-Kran Demag AC 650 kam der erst wenige Stunden zuvor an Scholpp ausgelieferte 6-Achser ATF 400G-6 von Tadano Faun gleich zu seinem ersten Tandemhub. Da die Presse vor dem Einheben von einer liegenden Position in die senkrechte, spätere Arbeitsposition gebracht werden musste und man sich nicht sicher war, ob das Erdreich dem Gewicht standhalten würde, wurde, um auf Nummer sicher zu gehen, kurzfristig noch ein ATF 160G-5 als Nachführkran angefordert.

Die Vorbereitungen
Auf dem Parkplatz der Firma Rieber musste auf nur 30 x 40 Metern Fläche nicht nur die Presse und drei mächtige Mobilkrane untergebracht werden, sondern darüber hinaus diverse Tieflader, die die Gegengewichte, Hakenflaschen, Winden und – im Fall des Demag AC 650 – auch noch eine Abspannung herbeigeschafft hatten.

Der Demag AC 650 war bereits am Vortag mit 160 Tonnen Ballast sowie der zehn Tonnen schweren Abspannung gerüstet worden und stand fertig an seinem Einsatzort links vor der 7,30 Meter hohen Fertigungshalle. Nachdem die Presse gebracht worden war, traf der ATF 160G-5 ein und konnte mit dem Rüsten seiner 36 Tonnen Ballast beginnen.

Götz Schleith, Geschäftsführer von Scholpp Kran und Transport,
lobt die Krane aus Lauf: „Die Krane sind von der Achslast und der Gewichtverteilung her komplett sauber. Da wurden wirklich alle Versprechungen von Seiten des Herstellers gehalten.“ Zudem ist er froh, mit dem ATF 400G-6 einen Kran im Fuhrpark zu haben, der ohne Zulassungen in Umweltzonen einfahren kann.
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Der erste mit Vollausrüstung geliefert Tadano Faun ATF 400G-6 vor dem Tandemhub


Als letztes traf der 400-Tonner ein. Er wurde mit 118 Tonnen Ballast rechts vom AC 650 dicht vor der Hallenwand gerüstet. Sechs Stunden Zeitlimit hatte Scholpp maximal vorgegeben, um den Kran inklusive der 76-Meter-Wippspitze zu rüsten. Bei widrigsten Wetterbedingungen hatte man die Aufgabe in weniger als fünf Stunden geschafft; ein Wert, den ein gut eingespieltes Team nach Überzeugung von Tadanos Stefan Kahl noch unterbieten kann.

Der ATF400G-6 hatte vor dem Hub noch die Aufgabe, das Dach zu öffnen. Am Nachmittag dann begannen dann die letzten Checks für den Tandemhub. Passten die vorher berechneten Gewichte und die Mastlängen zu den tatsächlichen Bedingungen vor Ort, war der Abstand zwischen den beiden Hauptauslegern ausreichend?

Der Hub
Da die Presse von der Hallenwand aus gesehen hinter den beiden Hauptkranen lag, mussten beide eine 180-Grad-Drehung absolvieren, bevor sie mit dem Einheben beginnen konnten. An dem Punkt, an dem sie sich begegneten, betrug die Ausladung 5 Meter, beim Einheben selbst 26 Meter, wobei der AC 650 rund 70 Tonnen und der ATF 400G-6 etwa 30 Tonnen zu bewegen hatten. Die Spannung stieg.
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Im Tandem und mit Unterstützung eines Nachführkrans...


Haken an die Traverse, Schekel an die Presse und die Kranfahrer Roland Hinger, Jörg Plätzer sowie Hermann Borst begannen mit ihren Maschinen, die hundert Tonnen schere Last anzuheben, damit sie sich in der Luft drehen konnte. Geschätzt eine Million Euro hatten die drei am Haken hängen.
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...wird die 100 Tonnen schwere Presse angehoben...


Kleiner Patzer: Nachdem die Presse bereits vor den Augen der Zuschauer in die Halle gehoben worden war, kam das Kommando zurück, und das ganze Prozedere begann noch einmal von vorne, damit die Maschine auch wirklich exakt in die Grube der Fertigungshalle gesetzt werden konnte.
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...und über das Hallendach in die Fertigungshalle abgelassen


Götz Schleith und seine Mannschaft waren alles andere als begeistert, sondern verärgert – sind perfekte Hübe, wie sie in 99 Prozent der Einsätze absolviert werden, doch auch eine Frage der persönlichen Ehre. Doch bei so einem komplexen Montageprojekt kann es durchaus passieren, dass man ein zweites Mal ansetzen muss. Lange Zeit, darüber zu lamentieren, hatte sowieso niemand, denn die nächste Presse wartete bereits darauf, an ihren neuen Arbeitsplatz gebracht zu werden.

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