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20.05.2010

Technologische Pioniertat

Im Liebherr-Werk Nenzing, im Vorarlberg, hat das Unternehmen kürzlich im kleinen Kreis eine Innovation enthüllt, die den Markt für Hafenmobilkrane umkrempeln könnte – das Potenzial dazu hat sie allemal. Worum geht es?

Nachdem sich Gottwald bereits seit geraumer Zeit mit einer „Green Range“ schmückt und auf einen im Test befindlichen Hybridantrieb verweist, der auf variable Bremswiderstände und Kurzzeitenergiespeicher zurückgreift, hat Liebherr in Nenzing einen Prototypen demonstriert, der mit dem neuen Pactronic-System ausgestattet ist. Was ist Pactronic?

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Das hydrostatische Antriebssystem


Der Pactronic-Antrieb
„Pactronic“ steht für Power with Accumulator and Electronics, also ganz einfach Kraft dank Akku und elektronischer Steuerung. Dieser neue „Hybrid Power Booster“ kann zwei entscheidende Dinge: Er steigert die Performance im Umschlag enorm und er senkt den Spritverbrauch beträchtlich. Kurzum: mehr Tempo, weniger Sprit.

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Beim Absenken wird die überschüssige Energie im Hydraulik-Akku gespeichert...


Das Prinzip dahinter ist einfach und schlichtweg genial: Überschüssige Energie, etwa beim Ablassen der Last, wird in einem Akku gespeichert, der an die Hydraulik angedockt ist. Dieser Hydraulik-Akku ergänzt die Pumpe bei der Bereitstellung von Energie in das System. Er dient als Energiespeicher für den Druck und arbeitet mit einem Gas (Stickstoff) in Verbindung mit einer Hydraulikflüssigkeit. Energie ist in diesem komprimierten Gas gespeichert und kann bei Bedarf freigesetzt werden. „Es ist ein einfaches und robustes Prinzip, aber in dieser Kombination völlig neu“, sagt sein Erfinder Dr.-Ing. Klaus Schneider, Konstruktionsleiter Antriebstechnik. Doch was genau kann Pactronic?

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...und beim anschließenden Heben liefert der Energiespeicher zusätzliche Power


Die Performance
Das geht soweit, dass sich die Performance zum Teil verdoppelt, so zum Beispiel beim Heben und Senken der Last: von 60 m/min auf 120 m/min. 670 kW stellt dabei der Dieselmotor zur Verfügung, die gleiche Power liefert der Speicher bei Bedarf, sodass auf den Einbau eines zweiten Antriebsaggregats (wie es beispielsweise der LHM 600 hat) verzichtet werden kann. Bei diesem neuen Kran handelt es sich um den LHM 550, der den Bestseller LHM 500 ablösen soll. Er wird sowohl in konventioneller Bauart als auch in der Pactronic-Version erhältlich sein.

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Auf dem Display bekommt der Kranführer die Pactronic-Power angezeigt


Die Eckdaten des neuen Antriebs lassen sich in der Formel 30-30-30 bündeln: Mit ihm sind laut Hersteller 30 Prozent mehr Performance drin, und zugleich werden 30 Prozent Kraftstoff eingespart und 30 Prozent weniger CO2 sowie deutlich weniger Lärm verursacht. Ein Meilenstein in der Entwicklung von Hafenmobilkranen.

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Das Heben und Senken schafft der mit Pactronic ausgerüstete Kran mit 120 m/min doppelt so schnell wie der konventionelle, der auf 60 m/min kommt


Die Mehrkosten für das neue, zum Patent angemeldete Antriebssystem belaufen sich auf rund 480.000 Euro, welche sich bei intensiver Nutzung – ab 2.500 bis 3.000 Tonnen pro Stunde – schnell amortisieren. Zumal das System wartungsfrei ist, ein Kranleben lang hält, unabhängig von der Umgebungstemperatur und absolut sicher ist, wie Liebherr betont. Lediglich alle zehn Jahre ist eine Inspektion fällig. Außerdem ist es 100 Prozent recyclebar.

Innovation statt Konvention
Liebherr reagiert damit auf folgende Trends: 1. Mehr Leistung, höhere Geschwindigkeiten, 2. Kosten senken: Spritverbrauch und Unterhaltskosten sowie 3. Umwelt/Nachhaltigkeit: Lärm und CO2 reduzieren. Denn die konventionelle Antwort auf die (Nach)Frage wäre der Einbau eines zweiten Dieselaggregats gewesen. Das ist jedoch teuer und aufwändig und bedient nur Punkt 1: mehr Power. Mit Pactronic werden die Spitzen über den Akku abgedeckt. Eingebaut werden muss nur ein Motor mit 670 kW. Bis zu 670 zusätzlich kW liefert das neue System.

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Dieses unscheinbare Kästlein hat es in sich


Anfang 2011 geht das Ganze in Serie. Im Lauf der kommenden Jahre wird diese bahnbrechende Neuheit auf die gesamte LHM-Baureihe ausgedehnt.

Hat Liebherr jetzt die Befürchtung, dass die Konkurrenz das System kopiert? Werner Mietschnig, Konstruktionsleiter Hafenmobilkrane, ist nicht bange: „Nein, das ist nicht leicht zu kopieren. Es ist ein sehr komplexes System, das nur in Zusammenhang mit der Litronic-Steuerung so gut funktioniert.“

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